Dass man in der Schule das Lesen und Schreiben lernt, wird zumeist als absolute Selbstverständlichkeit betrachtet. Die heutige Welt setzt diese Kenntnisse und Kompetenzen voraus, wodurch Analphabetinnen und Analphabeten vielfach ausgeschlossen werden. Massive Defizite im Bereich der Grundbildung rufen bei Betroffenen große Scham hervor, sodass diese zunächst schweigen und sich zurückziehen. Auch die Welt der neuen Medien, die allgegenwärtig sind, bleibt ihnen dadurch verschlossen.
Alphabetisierung und neue Medien können aber auch Hand in Hand gehen und ein enormes Potenzial entfalten. Verschiedene Projekte stellen dies unter Beweis und eröffnen Menschen mit Defiziten in Sachen Lesen und Schreiben vollkommen neue Möglichkeiten. Dass man online beispielsweise Fremdsprachen lernen kann, ist in Zeiten des E-Learnings kein Geheimnis mehr. Dass die neuen Medien auch im Bereich Alphabetisierung Verwendung finden, ist dahingegen vielfach überraschend.
Wie die Einbindung der neuen Medien in die Alphabetisierung gelingen kann, stellen verschiedene Projekte unter Beweis. Unter anderem die VHS ist hier federführend und nutzt ihre umfassende Erfahrung in Verbindung mit moderner Technologie, um möglichst vielen Menschen Alphabetisierungskurse zugänglich zu machen. Im Folgenden finden Interessierte weiterführende Informationen zum digitalen Lernen des Lesens und Schreibens.
Die Ziele der Alphabetisierung
Zunächst stellt sich die Frage nach den grundsätzlichen Zielen der Alphabetisierung. Um diese zu erfassen, muss man wissen, dass es sich dabei um die Vermittlung der Lese- und Schreibfähigkeit handelt. Es geht also darum, Menschen das Lesen und Schreiben beizubringen. Dies geschieht zwar auch an den Grundschulen, aber Alphabetisierungskurse richten sich nicht an Kinder, sondern an Erwachsene, die hier erheblichen Nachholbedarf haben.
Im Zuge der Alphabetisierung geht es somit vordergründig darum, dass Analphabetinnen und Analphabeten lesen und schreiben lernen. Diese Fähigkeiten bedeuten aber zugleich eine erhebliche Steigerung des Selbstwertgefühls sowie eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Darüber hinaus wird durch die Alphabetisierung ein Zugang zum Arbeitsmarkt möglich.
Die Zielgruppe von Alphabetisierungskursen
Alphabetisierungskurse richten sich an Menschen, die nicht lesen und schreiben können. Aber auch diejenigen, die zwar ein paar Grundkenntnisse, aber trotzdem erhebliche Probleme damit haben, sind in Alphabetisierungskursen bestens aufgehoben. Erwachsene lernen hier unter fachlicher Anleitung und müssen sich nicht schämen, denn den anderen Teilnehmenden geht es ähnlich.
Viele Alphabetisierungsangebote sind auch Bestandteile von Integrationskursen und richten sich an Migrantinnen und Migranten, die die deutsche Sprache sowie lesen und schreiben lernen müssen.
Anbieter von Alphabetisierungskursen
Alphabetisierungskurse werden von verschiedenen Einrichtungen und Organisationen angeboten. Hier ist beispielsweise die Flüchtlingshilfe zu nennen, die sich auch der Vermittlung deutscher Sprachkenntnisse widmet. Ansonsten ist die Volkshochschule eine wichtige Institution auf dem Gebiet der Alphabetisierung und Grundbildung. Erwachsene, die das Lesen und Schreiben lernen oder verbessern wollen, können sich vertrauensvoll an die VHS wenden und dort zunächst eine Beratung in Anspruch nehmen.
Hilfen für Analphabetinnen und Analphabeten
Die bloße Existenz von Alphabetisierungskursen ist für Betroffene allein nicht ausreichend. Nicht selten brauchen sie umfassende Unterstützung und erhalten diese unter anderem, indem sie das ALFA-Telefon nutzen. Unter der Rufnummer 0800 53 33 44 55 können sich Analphabetinnen und Analphabeten anonym beraten lassen. Der Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung tut aber noch mehr und bietet bundesweit verschiedene Hilfsangebote. So ist beispielsweise das ALFA-Mobil regelmäßig unterwegs. Außerdem will der Verband für das Thema Analphabetismus sensibilisieren und Kursleiter/innen qualifizieren.
Funktionaler Analphabetismus als Sonderform des Analphabetismus
Laien denken bei Analphabeten stets an Menschen, die in keiner Weise lesen und schreiben können. Dies ist die deutlichste Form, aber es gibt auch noch den sogenannten funktionalen Analphabetismus. Betroffene weisen geringe Kompetenzen im Lesen und Schreiben auf. Um eine Stigmatisierung zu verhindern, ist in diesem Zusammenhang auch vielfach von gering literalisierten Erwachsenen die Rede.
5 Tipps zur Alphabetisierung mithilfe der neuen Medien
Der Einsatz der neuen Medien zur Alphabetisierung kann sehr sinnvoll und effektiv sein. Es bedarf allerdings auch der richtigen Herangehensweise. Für Menschen, die ihre Lese- und Schreibkenntnisse online verbessern möchten, ist es beispielsweise wichtig, sich Unterstützer/innen zu suchen, denn ein gewisser Lesebedarf kann auch bei einem virtuellen Alphabetisierungskurs bestehen. Außerdem sollten sie sich nicht vollkommen in der Anonymität verlieren und stattdessen Kontakt zu Gleichgesinnten suchen.
All diejenigen, die sich für Online-Angebote zur Alphabetisierung interessieren, finden nachfolgend ein paar wertvolle Tipps.
- Nutzen Sie kostenlose Lernmaterialien aus dem Internet!
- Kombinieren Sie Online-Angebote mit Alphabetisierungskursen in Präsenz!
- Suchen Sie sich in Ihrem Umfeld Unterstützer/innen!
- Profitieren Sie von den Möglichkeiten der Sprachsteuerung!
- Lernen Sie gemeinsam mit Gleichgesinnten!
Welche Vorteile bieten Online-Angebote zur Alphabetisierung?
Viele Betroffene empfinden die Alphabetisierung als heikles Thema, weil sie sich schämen. So soll ihr Umfeld möglicherweise nichts davon erfahren, dass sie Analphabeten sind. Die Nutzung der digitalen Medien kommt ihnen daher sehr entgegen, denn sie können in den eigenen vier Wänden bleiben und die Anonymität des Internets für sich nutzen. Außerdem bietet das E-Learning neben Flexibilität auch moderne Lernansätze, die den Erfolg fördern.
Wenn aus zeitlichen, organisatorischen oder anderen Gründen die Teilnahme an einem Alphabetisierungskurs ansonsten kaum oder gar nicht möglich wäre, weiß das E-Learning zu überzeugen. Außerdem können die Lernenden das Tempo individuell bestimmen und auch über die neuen Medien mit erfahrenen Dozentinnen und Dozenten kommunizieren.
Wer kann die neuen Medien zur Alphabetisierung nutzen?
Grundsätzlich ist das Internet frei zugänglich. Da die Alphabetisierung ein wichtiges Anliegen ist, existieren zudem beispielsweise virtuelle Angebote der VHS, die für jedermann zur Verfügung stehen. Wer (funktionale/r) Analphabet/in ist, kann darauf zugreifen und das Problem angehen.
Welche Herausforderungen bestehen bei Online-Kursen zur Alphabetisierung?
Die Vorzüge des digitalen Lernens können in der Regel auch Analphabetinnen und Analphabeten zugutekommen. Nichtsdestotrotz stoßen die neuen Medien vor allem im Bereich der Grundbildung und Alphabetisierung vielfach an ihre Grenzen. Die Lernenden sind mehr oder weniger auf sich alleingestellt, haben keinen persönlichen Kontakt zu anderen Teilnehmenden und Dozenten. Zudem müssen sie viel Geduld, Motivation und Ehrgeiz mitbringen, um den Kurs konsequent zu verfolgen. Zuweilen brauchen sie auch Hilfe dabei, da ihre schriftsprachliche Kompetenz so gering ist.
Achtung! Tipp aus der Redaktion
Wenn es um die Alphabetisierung geht, setzen sich die neuen Medien zunehmend durch und entfalten enormes Potenzial. Nichtsdestotrotz ist das E-Learning im Bereich der elementaren Grundbildung nur bedingt sinnvoll. Daher gibt es im Folgenden einen wichtigen Tipp für alle Interessierten.
Denken Sie in Sachen Alphabetisierung auch an Alternativen zu den neuen Medien!
Ein Fernkurs oder anderes Online-Angebot kann zwar sehr reizvoll sein, aber im Falle einer Alphabetisierung sollten klassische Formate trotz des boomenden E-Learnings nicht in Vergessenheit geraten. Kurse an der VHS und anderen Institutionen sind hier zu nennen.